Die Geschichte ist lustig, traditionell, heldenhaft und romantisch zugleich. Zudem inspirierte die Schweiz mit Betly einen bedeutenden Komponisten, was selten ist. Und da die Oper sehr selten gespielt wird, ist sie sozusagen eine Neuentdeckung.

Historische Kostüme, ein symbolisches Bühnenbild und zeitgenössische Dynamik . Die fast 200-jährige Oper Betly die Herzen, den Geist und die Intelligenz der Menschen auch heu- te noch berührt. Er hat darum eine Inszenierung entwickelt, die klassisch und zugleich lebendig ist. Eine besondere Rolle spielen dabei die Alphörner. Berührt uns «Betly» heute noch? Mit ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit hat die Figur Betly einen durchaus modernen Charakter. Solche Figuren helfen uns, die Veränderungen, die seit jener Zeit stattgefunden haben, besser zu verstehen. Die politischmilitärischen Bezüge dagegen sind vor allem historisch interessant. Inszenieren Sie das Werk historisch-traditionell oder verlegen Sie das Geschehen ins Heute? Ich habe versucht, ein Gleichgewicht zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu finden. Ich wollte eine klassische Inszenierung machen, aber gleichzeitig soll sie lebendig sein und nicht museal und kalt. Die Kostüme haben einen historischen Charakter, das Bühnenbild ist eher symbolisch und einige szenische Elemente verleihen der Inszenierung eine zeitgenössische Dynamik. Wie kommt es, dass ein italienischer Komponist eines seiner Werke in der Schweiz ansiedelt? War Donizetti jemals in Appenzell? Sicherlich hatte Donizetti tiefe Kenntnisse der Geschichte und Bräuche des Appenzellerlands. Vor allem aber hatte er die Fähigkeit, den Geist der Gegend zu erfassen. Manchmal sind Künstler mit ihrer Phantasie und Kreativität in der Lage, die Seele eines Ortes einzufangen, obschon sie noch nie dort waren. Fellinis Meer aus Plastik in «Amarcord» ist so real wie das echte Meer, obschon er es in den geschlossenen Räumen von Cinecittà kreierte. Mit Zitaten wie dem Jodel konnte Donizetti meisterhaft Orte musikalisch evozieren. Wofür steht Appenzell in «Betly»? Es ist ein Ort, an dem Leben
und Natur harmonisch kombiniert werden können. In meiner Inszenierung nutze ich deshalb die Alphörner nicht nur als Musikinstrumente, sondern auch als Elemente des Bühnenbildes. Mit ihrem eleganten Charakter definieren sie den Bühnenraum und verleihen ihm durch ihr Schweben Modernität, obschon sie Elemente der Tradition sind.